Sammeln und Forschen
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Wilhelm Müller und die Teppichsammlung
Der Dresdner Maler Wilhelm Müller (1929-1999) trug mit Unterstützung einer Handvoll Dresdner Teppichenthusiasten im letzten Jahrzehnt vor der Wende 1989 knapp 230 bäuerlich-nomadische Knüpfarbeiten und Flachgewebe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zusammen. Es handelt sich um Teppiche, Behältnisse, Decken oder Bänder, vorwiegend aus Anatolien, Persien, dem Kaukasus und Mittelasien, die noch aus Vorkriegszeiten in DDR-Haushalten vorhanden waren. Es galt, sie vor Missachtung, Zerstörung und dem Verkauf ins Ausland zu bewahren. Sie zeigen die ganze Bandbreite - vom verschlissenen Belegstück bis zum gut erhaltenen, musealen Sammlerstück. Den Anfang der Museumssammlung bildete dabei die bescheidene private Sammlung Müllers.
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links: Tekke, Mittelasien; Foto: Gerhard Döhring
mittig: Kurden, Anatolien; Foto: Elke Estel/Hans-Peter Kluth
rechts: Ghasghai, Persien; Foto: Gerhard Döhring
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Dresdner Teppichfreunde – privates Sammeln in der DDR
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In den 1980er Jahre fanden sich Liebhaber alter Orientteppiche in Dresden zu einer kleinen Gruppe von gleichgesinnten Enthusiasten zusammen, die Dresdner Teppichfreunde. In der DDR wurden der Kunstmarkt monopolisiert und Kunstgüter im großen Stil gegen Devisen veräußert. Privates wie museales Sammeln wurde durch staatliche Vorgaben immer stärker eingeschränkt - im Falle profitversprechender Kunstgüter drohten Repressalien. Abgesehen von prächtigen, großformatigen Orientteppichen blieben Knüpfarbeiten und Flachgewebe von Bauern und Nomaden weitgehend unbeachtet. In einigen DDR-Haushalten waren solche Textilien noch seit den 1920er und 30er Jahren vorhanden. Diese galt es im Kunsthandel, über Zeitungsannoncen oder in Sperrmüllcontainern aufzuspüren, ohne die Aufmerksamkeit staatlicher Organe zu erwecken. Das Engagement von Teppichfreunden trug entscheidend zur Wertschätzung und zum Aufbau der Teppichsammlung am Dresdner Völkerkundemuseum bei.
Zum Projekt "Aus Häusern und Containern"