
Lonnie van Brummelen & Siebren de Haan und das Damaskuszimmer
Blickwechsel: Schenkung Sammlung Hoffmann
In ihrer Installation beschäftigen sich Lonnie van Brummelen und Siebren de Haan mit dem Pergamonaltar, einem der bedeutendsten Werke der Berliner Antikensammlung. Der Sockelfries zeigt den Kampf zwischen den Göttern des Olymps und den Giganten – Sinnbild für den Sieg von Ordnung über Chaos. Heute verweist der Altar auch auf die Geschichte imperialistischer Aneignung. Die antiken Fragmente wurden nach Ausgrabungen Ende des 19. Jahrhunderts im Gebiet der heutigen Türkei an die Berliner Museen überführt. Da das Künstlerduo dort keine Drehgenehmigung erhielt, zeigt der 16 mm-Film eine Collage aus abgefilmten Reproduktionen des Frieses.
- Ausstellungsort Japanisches Palais
- Laufzeit 01.07.2025—19.09.2025
- Öffnungszeiten täglich 10—17 Uhr, Montag geschlossen (Damaskuszimmer)
- Eintrittspreise Eintritt frei
Van Brummelen
Van Brummelen und de Haan fragen in ihrem Werk nach dem Bedeutungswandel, den Kulturgüter durch ihre Verlagerung erfahren. In dem zugehörigen Video lesen Teilnehmende eines Deutschkurses in Istanbul, die sich damit auf ihre Ausreise nach Deutschland vorbereiten, kunsthistorische Texte über die dramatischen Darstellungen am Fries vor. Durch ihre unsicheren Versuche sich die Geschichte durch eine ihnen noch fremde Sprache anzueignen, wird die Darstellung vertont und die Erzählung von dem Mythos weitergetragen. Van Brummelen und de Haan zeigen hierbei, wie sehr Migration, Sprache und kulturelles Erbe mit Machtverhältnissen verbunden sind – und wie sich diese Verbindungen in der Geschichte immer wieder neu spiegeln.
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Im Japanischen
Im Japanischen Palais tritt das Werk Monument to Another Man’s Fatherland I, II, IV in einen Dialog mit dem Damaskuszimmer. Die reich verzierte, 200 Jahre alte Holzvertäfelung des Damaskuszimmers schmückte einst die Decke und die Wände eines Empfangsraums für Gäste in einem Wohnhaus in Damaskus. Pastillereliefs mit Kupfer-, Zinnfolie und Lüster veredelt, zeigen Ranken, Geometrie, vergoldete Inschriften, farbenfrohe Malereien, Blumen, Früchte und Stadtansichten. Der Kunstsammler Karl Ernst Osthaus kaufte das Zimmer 1899 in Damaskus und ließ es, zerlegt in 113 Einzelteile, nach Deutschland bringen. Nach seinem Tod schenkte sein Erbe es 1930 dem Museum für Völkerkunde in Dresden. Nach aufwendiger Restaurierung ist das Zimmer seit 2022 öffentlich zugänglich.
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Die mit unterschiedlichsten Partner*innen
Die mit unterschiedlichsten Partner*innen entwickelte aktuelle Präsentation versteht das Damaskuszimmer als Wissensspeicher und Erinnerungs- und Dialogort. Fern von seinem Entstehungsort wirft es in Dresden Fragen nach Zugänglichkeit, Macht- und Hierarchiestrukturen sowie Praktiken von Gastfreundschaft auf. In einer Zeit, die weiterhin von den Folgen des syrischen Krieges geprägt ist, wird es in einem nach wie vor sichtbar kriegsversehrten Ausstellungsraum gezeigt, wo es zu einem Begegnungsort kultureller Erinnerung geworden ist. Im Zusammenspiel mit Monument to Another Man’s Fatherland I, II, IV tritt das Nachdenken über die Mobilität von Menschen und Kulturgütern sowie die Verschiebungen und der Bedeutungswandel durch kulturelle Aneignung – ob von Objekten oder innerhalb von Erzählungen – in den Vordergrund.